Kasachstan – ein Fazit!

Nun sind wir in Taras, nur wenige Kilometer von der kirgisischen Grenze entfernt, angekommen und haben somit das neuntgrößte Land der Erde durchquert. Kasachstan ist mit sieben Einwohnern pro km² (vgl. Deutschland: 231 Einwohner pro km²) extrem dünn besiedelt, weshalb man außerhalb der Städte mehr Kamele und andere Paarhufer als Menschen trifft.
Umso erstaunlicher ist es, dass die wenigen Menschen, die man dann doch trifft, ausnahmslos freundlich sind. Wir wurden nicht nur von jedem zweiten Auto mit Winken und Hupen begrüßt, sondern zum Teil wie Celebreties behandelt. So war es an der Tagesordnung, dass wir für Selfies herhalten mussten. Außerdem wurden wir hin und wieder reich beschenkt. Der Tankstellenbesitzer, der uns Snacks und Wasser mit auf den Weg gab, wurde noch übertroffen von dem Restaurantbesitzer, der uns alles auftischte, was sein Restaurant zu bieten hatte – natürlich ohne Bezahlung:
Wir hatten eigentlich bereits wenige Stunden zuvor zu Mittag gegessen und waren nur auf der Suche nach einer kalten Cola, als wir wie so oft vor dem Restaurant von einem Mann angesprochen wurden. Nach dem üblichen „Woher“ und „Wohin“ signalisierte er uns, dass er uns gerne einladen würde. Gemeinsam gingen wir also in das Restaurant. Vor dem Kühlschrank angekommen zeigten wir auf eine Cola. Statt einer wurden uns direkt zwei Liter-Flaschen in die Hand gedrückt. Innerhalb weniger Minuten hatten wir außerdem zwei Eis, zwei Bier, Käse (der üblicherweise zum Bier gegessen wird), zwei Cappuccino, ein riesiges Stück Kuchen und zwei Hauptgerichte bestehend aus einem Hacksteak mit Spiegelei, Nudeln, Kartoffelbrei und natürlich einem Stück Brot auf dem Tisch vor uns. Weil all dies gleichzeitig kam und Widerstand zwecklos war, aßen wir einfach kreuz und quer, bis wir aus allen Nähten platzten – als höfliche Menschen wollten wir natürlich nichts übrig lassen. Anschließend kugelten wir wieder (mit nochmal zwei Litern Cola „zum Mitnehmen“ im Gepäck) in die pralle Mittagshitze hinaus und fuhren gaaaaanz langsam weiter – zum Glück bewegt man beim Radfahren ja nur die Beine. So herzensgute Menschen wie ihn sollte es mehr auf der Welt geben!

Doch nicht nur die Gastfreundschaft der Menschen, sondern auch die Tierwelt beeindruckte uns… Kamele!!! So weit muss man erstmal radeln :). Aber auch die Erdmännchen, die am Straßenrand entlang huschten und sich gegenseitig pfeifend vor der Gefahr auf zwei Rädern warnten, waren ein Highlight. Nicht ganz so gefreut haben wir uns über die beiden zentralasiatischen schwarzen Witwen unter unserem Zelt, denen häufig sogar Kamele zum Opfer fallen… aber als „Abenteurer“ muss man wohl auch mit gefährlichen Tieren unterm Kopfkissen umgehen können.

Auch die Landschaft in Kasachstan war wirklich großartig. Es ist schon etwas besonderes wochenlang durch eine Steppe zu fahren in der es eigentlich gar nicht mal so viel zu sehen gibt. Es klingt zwar schwer nachvollziehbar, aber dieses „nichts“ hat seinen ganz eigenen Charme und eine zutiefst beruhigende Wirkung – und die wohl wunderschönsten Sonnenuntergänge und Sternenhimmel zu bieten. Die Zeltplatzsuche gestaltete sich hier übrigens sehr einfach: wo man sich nicht verstecken kann, braucht man auch nicht nach einem Versteck zu suchen. Einfach ein paar hundert Meter in die Steppe laufen, Zelt aufbauen, fertig!

Und dann, nach vielen hundert Kilometern „nichts“, waren sie plötzlich einfach da: schneebedeckte Gipfel am Horizont. Spätestens jetzt war uns klar, dass wir Kasachstan bald verlassen würden und sich hier unsere nächste Herausforderung in voller Pracht präsentierte. Voller Vorfreude, aber auch mit allergrößtem Respekt werden wir uns nun bald an unsere Kirgisistan-Etappe mit vielen tausend Höhenmetern wagen. Kasachstan, wir werden dich schon bald vermissen.

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